Wenn ich darüber nachdenke, wer ich bin, denke ich an die Menschen in meinem Leben: das Lachen einer guten Freundin, die Augen meines Partners, in die ich täglich schaue, die Falten meiner Großmutter, die von einem langen Leben erzählen. Ich bin all das. Ich bin Ursprung des Lachens, die Augen, die zurückschauen, ich bin Enkelin, Tochter, Freundin. Erst die Menschen um mich herum geben mir diese Rollen. Mein Werk steht für diese sozialen Beziehungen, die uns alle als soziale Wesen prägen. Doch „Zwischenraum“ bedeutet für mich mehr – es ist wohl mein persönlichstes Werk. Es portraitiert das Gefühl, inmitten der Gemeinschaft verloren zu sein. Das Bild zeigt kein klares Abbild von mir. Ich selbst bin die Linien: Ich verbinde Menschen und werde von ihnen verbunden, aber finde meinen eigenen Umriss nicht. Ich zeichne die Charakterzüge der Personen in meinem Leben nach, eigne sie mir an, übernehme sie. Ich will gefallen, will gemocht werden und passe mich an. „Zwischenraum“ erzählt von der Suche nach mir selbst, inmitten all dessen, was mich ausmacht. Wer von all diesen Menschen bin ich? Vielleicht zeigt sich meine Kontur erst dort, wo die Linien bleiben, sich verweben, sich übereinanderlegen. Dann sieht man mich am Ende vielleicht doch – irgendwo im Zwischenraum.